Verbandjugendtreffen 2010 in Polen

In diesem Jahr ging es beim Verbandsjugendtreffen des LAV Sachsen-Anhalt e.V. nach über 10 Jahren mal wieder ins Ausland. Aus unserem Verein nahmen Hannes, Max & Jan teil, und so ging es mit dem Bus und erwartungsfrohen Kindern aus vielen Mitgliedsvereinen des LAV  früh los in die polnischen Beskiden nach Międzybrodzie Żywieckie.

Nach knapp 10 Stunden Fahrt über Autobahnen, Landstraßen und Feldwege kamen wir im Objekt an, wo uns bereits die polnischen Kinder vom PZW Katowice, deren tschechische Gäste und das Abendessen erwarteten. Der polnische Verband aus Katowice nutzt für seine  jährlichen Jugendtreffen seit längerem dieses landschaftlich sehr reizvoll gelegene Ferienobjekt und so fanden beide Jugendlager erstmals parallel und dennoch gemeinsam statt. Gut gesättigt wurden die Zimmer bezogen und Dank der hotelartigen Örtlichkeit hatten unsere Jungs ein 3er Zimmer mit Bad und TV. Beste Bedingungen, das einzige Problem schien lediglich das Wetter zu werden, denn schon bei der Anreise  wurde es stetig bewölkter je weiter wir uns von Deutschland entfernten.

Tatsächlich hatte es so bereits seit Katowice begonnen zu regnen, und dies sollte bis auf ganz wenige Ausnahmen auch nicht mehr aufhören, die ganzen 7 Tage lang, so dass ich dieses leidige Thema fortan nicht mehr erwähnen möchte!

Für die Organisatoren, die Verbandsjugendleitung des LAV Sachsen-Anhalt e.V., hieß es, dass man viel improvisieren musste, denn im Regen konnten einige Veranstaltungen nicht so recht durchgeführt werden. So wurden das Dartturnier in den Fitnesskeller und die Spaßstaffel  in rigoros abgespeckter Form auf den Hotelflur verlagert. Die „Niagara Taufe“  im benachbarten Bach Isepnica musste leider ganz ausfallen, denn der Bach schwoll durch den Dauerregen immens an,  und der sonst unscheinbare Wasserfall begann Mitte der Woche auch wie ein solcher auszusehen! Schade, wir hatten uns echte Gemeinheiten für die Jungs ausgedacht!

Trotz des schlechten Wetters standen aber sportliche Veranstaltungen auf dem Plan, darunter das Casting auf das Ahrenbergtuch, aber auch ein Nachtangeln und ein Hegeangeln. Gefangen wurde wenig und wenn, dann nur Barsche und Weißfisch.

Die Verpflegung  war wirklich gut und ausreichend, zumal insgesamt auch 3 Grillabende geplant waren, die man gemeinsam mit den polnischen Kindern verbringen wollte. So richteten wir vom LAV 2 Grillabende, die polnischen Sportsfreunde einen Grillabend aus. Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und die polnischen Grillzutaten wie Brassen und die polnische Grützwurst sind nicht jedermanns Sache, doch man nahm auf die jeweilige Gegenseite Rücksicht, zumal aus den polnischen Mündern bereits am ersten unserer Grillabend einstimmig nur Steaky, Steaky zu hören war! Die Entscheidung Fisch oder Fleisch war somit nicht nur bei unseren Jungs gefallen, die polnische Schinkenkrakauer wurde dagegen aber unseren „blassen“ Bratwürsten vielfach vorgezogen!

Neben den üblichen Aktivitäten eines Jugendlagers stand am Dienstag  auch der Besuch im ehemaligen KZL Auschwitz an, was nicht nur für mich als Mitorganisator ein echtes Bedürfnis war, nein, auch Max freute sich auf das Lager, wollte er doch ein Buch über das KZL für seinen Vater kaufen. Mit dem Bus ging es morgens los und wieder ereilte uns das Problem, was wir schon bei der Anreise hatten. Die Straßen, wo wir laut Navigationsgerät hätten fahren sollen, waren wohl nur für Pferdefuhrwerke gebaut worden, denn alle Brücken waren nur von 1 – 8 t belastbar. Mit unseren 17 t irrten wir so rund um Auschwitz herum und kamen schließlich gegen 10:00 Uhr an. Die nächste Überraschung wartete aber schon, denn unsere Reservierung war von dem polnischen Verband aus Bielsko-Biała nicht durchgestellt worden, so dass kein Touristenführer vorhanden war. Ohne diesen wäre ein Einlass als Gruppe nicht möglich gewesen, doch wir hatten Glück, denn eine nette Dame, die eigentlich gerade Feierabend hatte, erklärte sich bereit, uns noch zu begleiten. Die Frage wegen der Erlaubnis zum Fotografieren wurde positiv beantwortet, lediglich in den Gebäuden war dies untersagt. So entstand vor dem berüchtigten Eingangstor ein Foto, bei dem ich nicht so recht glücklich bin und mich immer noch frage, ob dies richtig war!

Die Führung brachte vielen von uns das ins Gedächtnis zurück, was sie bisher nur teils in der Schule gehört hatten und zeigte in beklemmender Weise, was die Nazis dort angerichtet hatten. Das Interesse an diesem traurigen Stück der Geschichte ist weltweit ungebrochen und so waren neben uns viele andere Jugendgruppen im Lager unterwegs - darunter aus Israel, Amerika, Spanien, England, Polen und vielen weiteren Ländern.

Der Nachmittag stand dann im krassen Gegensatz zum Gesehenen, denn es ging zum Einkaufen in ein Einkaufszentrum nach Bielsko-Biała, um die getauschten Zloty umzusetzen. Für mich Gelegenheit, unseren 3 Jungs auf Vereinskosten mal ein Eis zu spendieren, grandios im Geschmack und Preis! Sonst gab es nur festzustellen, dass es auch die Polen verstehen Einkaufspaläste zu bauen, die den unseren in nichts nachstehen.

Angelsachen gab es hier leider nicht, und so fuhr man mit dem Bus zu einem kleinen Geschäft in der Nähe unseres Domizils. Es sah schon grandios aus,  als wir mit dem 17 t Reisebus vor dem etwa 20 m² großen Geschäft hielten. Nach einer Stunde lautete das Fazit: „Wegen Warenmangel geschlossen“!

Da man sich tagsüber wegen des Wetters nicht immer so auslassen konnte, mussten eben die Abende auf dem Hotelflur herhalten. Im Aushecken von Dummheiten waren sich alle Kinder voll einig und so erstrahlte eines Abends der Hotelflur in neongrünem und rotem Knicklichtlicht, welches zu Dutzenden an den Wänden verteilt worden war. Der Anblick war bei ausgeschaltetem Flurlicht beeindruckend schön, aber der Hotelbesitzer sollte dies besser nicht sehen, so wurde das Licht schnell wieder angeschaltet.

Am Mittwoch fand das Fußballjugendländerspiel Deutschland – Polen statt, und siegessicher strebten unsere Jungs in die Deutschlandfahne gehüllt zum Austragungsort, einem modernen Kunstrasenplatz im Kleinfeldformat. Der eigentlich geplante große Rasenplatz stand unter Wasser, aber wen wunderte das zu diesem Zeitpunkt noch! Um es kurz zu machen: Am Ende jubelten im Regen nur noch die Polen, denn unsere Prahlhälse wurden durch die kleinen und agilen Polen mit 1:8 vom Platz gefegt!

Den Rest der Woche war man dann damit beschäftigt, die halbwegs durchführbaren Aktionen abzuarbeiten, darunter auch ein Nachtpoolcasting im objekteigenen Swimmingpool.  Wenigstens der letzte Tag bescherte einen sonnigen Mix, so dass man im Freien das Sportschiessen, das Beachvolleyballturnier und den Teebeutelweitwurf durchführen konnte. Der Abschlussabend nach den zahlreichen Siegerehrungen wurde dann wie gewohnt am Grill zünftig begangen, und auch der Pool fand seitens unserer und der polnischen Jungs noch Badegäste, wenn auch mit Klamotten. Die Nacht wurde dann von unseren Jungs und den anwesenden jungen Polen einer Tanzschule zum Tag gemacht.

7 Tage waren schneller um, als man es wollte, und so hieß es Abschied nehmen. Gegen 10:30 Uhr begaben wir uns am nächsten Morgen im Regen wieder auf die rund 650 Kilometer lange Heimfahrt, und je näher wir der deutschen Grenze kamen, desto sonniger wurde es.

Ich denke es war trotz des schlechten Wetters eine erlebnisreiche Woche und es hat den Kindern gefallen. 2011 wird man sich wieder in Deutschland zum großen Verbandsjugendtreffen einfinden.

Frank Preetz

P.S. Wer noch mehr Details erfahren möchte kann gerne auch den großen Artikel zum Treffen auf der Internetseite des LAV nachlesen:  http://www.lav-sachsen-anhalt.de/index.html?verbandsjugend/2010/verbandsjugend_2010_03.html